2. Tag der Dreitägigen 2005 12. Juni 2005

Die Dame, die uns das Frühstück servierte, war zwei Generationen älter als die vom Nachtessen und ihre Deutschkenntnisse waren noch schlechter als unser Französisch (auch wenn das mein ehemaliger Lehrer Walter Lippuner nicht glauben kann...). Aber wir hatten ja wichtigere Aufgaben, als uns Gedanken über französiche Hoteldamen zu machen. Der Berg ruft! Col de l'Iseran (2764 m)!






Gleich im Dorf ging es recht steil weg, doch eigentlich stellte die Hauptstrasse bis nach Val d'Isere keine grossen Ansprüche und auch vom viel zitierten Verkehr war an diesem Sonntagmorgen nichts zu spüren. Val d'Isere lag noch im verspäteten Frühlingsschlaf und somit mussten wir unseren geplanten Kaffeehalt auf später verschieben. Nachher führte uns die Strasse mit moderater Steigung, begleitet von Informationstafeln für Radfahrer mit Angaben über Distanz und Höhe, Richtung Pass. Dabei quert die Strasse mehrmals einen Sessellift und wenn ich mich nicht irre, waren wir zeitweise mitten im Skigebiet von Val d'Isere. Unweigerlich kamen Gedanken an den schrecklichen Unfall von Silvano Beltrametti auf und der scheinbar ausgestorbene Ort wirkte von weit oben betrachtet noch bedrohlicher, noch eingeengter als ich es schon im Dorf empfunden hatte.

Die Strasse wurde auch an diesem Pass erst im letzten Teil etwas steiler und so empfand ich auch den 2770 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Pass als angenehm. Aber natürlich kann man sich jeden Pass einfacher oder strenger machen, indem man halt langsamer oder schneller hoch fährt. Oben angelangt wurde uns die Entscheidung abgenommen, ob wir den Halt oben machen sollen oder ob wir weiterfahren. Kein Restaurant, kein Kiosk! Und da es auf dieser Höhe doch recht kalt war,  vorloren wir keine Zeit und setzten unsere Fahrt schnell fort. Vom Gefühl her und anhand der langsam hochfahrenden Radler ist der Iseran vom Süden her doch strenger als die Nordanfahrt.

Bei der ersten Gelegenheit machten wir kurz Pause und ich kaufte mir eine Strassenkarte. Von dort aus ging es eigentlich immer leicht bergab aber ein starker Gegenwind liess uns das ganz anders empfinden. Das Mittagessen nahmen wir auf der Terrasse vom Hotel E'toile des Neiges in Lanslevillard, inmitten von französischen Motorrädlern ein.

Die Hoffnung, dass sich der Wind drehen oder uns wenigstens nicht mehr so stark entgegenblasen würde, erfüllte sich nicht. Plötzlich war die Strasse wegen Steinschlag mit einem Gitterzaun gesperrt wie beim WEF in Davos. Im engen Tal hatten wir die Auswahl zwischen Autobahn, Eisenbahn oder den Zaun zu überqueren, für was wir uns dann auch mit mulmigen Gefühl entschieden haben.

Zwischenzeitlich wurde es drückend heiss und auf Befehl von Schorsch kehrten wir zu einer Zwischenverpflegung ein. Alles in Allem hatten wir zu viel Zeit verloren und so mussten wir uns den geplanten Col de la Madelaine leider abschminken, auch wegen dem drohenden Gewitter (Ausrede!).

Schlussendlich sind wir dann doch in Albertville gelandet und fanden mit Mühe und Not eine Unterkunft, nach noch mühsamerem Suchen haben wir tatsächlich auch noch ein offenes (chinesisches) Restaurant gefunden, wo wir dann aber ein ausgezeichnetes Essen serviert bekamen. Der Chinese war unserem Französisch nicht mächtig, und wunderte sich sichtlich über seine seltsamen Gäste. Wir wunderten uns, was für ein gottverlassenes Kaff so eine Olympiastadt  sein kann....
Route 2. Tag

Ste-Foy Tarentaise (900 m),
Col de l'Iseran (2764 m),
Lanslebourg (1416 m),
St Michel de Maurienne (712 m),
St Jean de Maurienne (540 m),
Pontamafrey (476 m),
la Chambre (441 m),
Montgilbert (400 m),
St Pierre d'Albigny (370 m),
Albertville (345 m) 1900 Hm 2. Übernachtung




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