Doping auch im Wettkampf?


Neues belastendes Material aufgetaucht


Das Radsport-Denkmal Jan Ullrich droht endgültig zu stürzen: Im Fall des unter Doping-Verdacht stehenden einzigen deutschen Toursiegers ist offenbar neues belastendes Material aufgetaucht. Das geht aus Informationen hervor, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen. Gegenüber dem ZDF nahm der Sprecher des Team T-Mobile, Christian Frommert, zu den Vorwürfen Stellung.

Laut Süddeutscher Zeitung lasse ein von den Fahndern im spanischen Doping-Skandal sichergestelltes Dokument die Schlussfolgerung zu, dass Ullrich in der ersten Woche der letztjährigen Frankreich-Rundfahrt täglich verbotene Substanzen verabreicht bekommen habe. Dabei geht es um Wachstumshormone, Insulin, Testosteron und präpariertes Eigenblut.

Weitere Vorwürfe

     Team T-Mobile, das seinen Mannschaftskapitän nach den ersten vorliegenden Dokumenten der Guardia Civil bereits am Tag vor dem Start der laufenden Tour suspendiert hatte, nahm am Freitag gegenüber dem ZDF Stellung zu den Vorwürfen. Dabei bestätigte der Sprecher des Rennstalls, Christian Frommert, man nehme die Recherchen der Presse ernst und die Juristen von Team T-Mobile prüften nun sämtliche von den spanischen Behörden vorliegenden neuen Unterlagen.

Im Gespräch mit Rudi Cerne wies Frommert darauf hin, das Team T-Mobile habe erst aus der Zeitung von den neuerlichen Vorwürfen erfahren. "Das Kontrollsystem hat offenbar nicht gegriffen. Man muss sich fragen, wenn bei Jan Ullrich und anderen so viele Indizien vorliegen, wieso diese dann niemals positiv getestet wurden. Wenn momentan jemand sagt, 'Ich bin nicht positiv getestet worden', so heisst das gar nichts."
               
Bei den Ermittlungen gegen den hauptverdächtigen Mediziner Eufemiano Fuentes sei nach Informationen der SZ ein "Roadbook" für den Juli 2005 aufgetaucht, in dem dokumetiert werde, dass Fuentes für einen Jan in diesem Zeitraum eine "changierende Medikation" aus verschiedenen verbotenen Substanzen vorgesehen habe. Den einzelnen Tagen sind dabei exakte Beschreibungen der Mittel zugeordnet.

Verhängnisvolle Telefonate

 Andere Unterlagen hatten Ullrich aufgrund von abgehörten Telefongesprächen zwischen seinem belgischen Vertrauten Rudy Pevenage und Fuentes vom Mai 2005 stark belastet. Demnach wurde der Toursieger von 1997 anhand eines entschlüsselten Codenamens mit der Bestellung einer Eigenblut-Transfusion in Verbindung gebracht. Am Tag des Telefonats hatte Ullrich das Zeitfahren beim Giro d'Italia gewonnen.
         
Aus den Dokumenten der spanischen Behörden gehe auch hervor, dass die prominenten Kunden des Madrider Arztes, zu denen neben Ullrich auch der Italiener Ivan Basso, der US-Amerikaner Tyler Hamilton oder der Spanier Roberto Heras gehören sollen, pro Jahr 35. 000 Euro als eine Art "Mitgliedsbeitrag" an Fuentes zahlte. Pro Renntag wurden weitere Zahlungen fällig.

Ullrich hüllt sich in Schweigen

     Ullrich und sein Manager Wolfgang Strohband hüllen sich seit zwei Wochen in Schweigen und waren auch am Freitag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen zu erreichen. Der letzte Eintrag auf Ullrichs Homepage ist über eine Woche alt.
                 
Bereits Mitte der Woche hatte der Disziplinarchef des Schweizer Sportverbandes, Prof. Gerhard Walter, die Auffassung vertreten, dass Ullrich in Kürze mit einem Verfahren und einer Sperre durch den eidgenössischen Radsportverband wegen des Verdachts auf Blutdoping rechnen müsse. Der 32-jährige Deutsche fährt wegen seines Wohnsitzes Scherzingen mit Schweizer Lizenz.
   

Quelle
http://www.zdf.de


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