Sperma-Test für den Hausgebrauch


»Mit einem simplen Gerät können Männer ihre Fruchtbarkeit testen

Bei schätzungsweise jedem sechsten Paar will es einfach nicht klappen: Trotz zahlloser Zeugungsversuche bleibt der Kindersegen aus. Mit einem simplen Gerät aus Grossbritannien können Möchtegern-Papis nun zu Hause testen, ob es an der Qualität ihrer Spermien liegt. Bislang mussten sie dafür ihre Keimzellen in der Arztpraxis abliefern.

Etwa sieben Prozent aller Männer haben im Laufe ihres Lebens Probleme mit der Fruchtbarkeit. Meistens hapert es an der Beweglichkeit der Spermien. Die Winzlinge sind zu schlapp, um sich bis zur Eizelle durchzuschlagen.

Die grösste Hürde auf dem Weg zum Ziel: der Schleim im Gebärmutterhals. Diese Barriere ahmt der neue Test namens «Fertell» nach: In einem kleinen Röhrchen befindet sich eine hyaluronsäurehaltige Flüssigkeit. Sie wird auf Körpertemperatur erwärmt.

Während des Tests haben die Spermien eine halbe Stunde Zeit, den simulierten Schleim zu durchschwimmen. Nur die agilen Keimzellen passieren die Ziellinie. Sie werden im Zielraum biochemisch markiert. Wenn mehr als zehn Millionen Spermien den «Marker» tragen, wird im Gerät eine rote Linie sichtbar. Sie attestiert dem Anwender, dass er höchstwahrscheinlich fruchtbar ist.

Der Einweg-Test wurde von einem Team um den Reproduktionsmediziner Chris Barratt von der Universität Birmingham in Kooperation mit der Firma Genosis entwickelt. Das Gerät sei narrensicher und einfach zu handhaben, lobt Barratt. Nach etwa einer Stunde stehe das Ergebnis fest Trefferquote 95 Prozent.

Kostbare Zeit, die ungenutzt verstreicht

Die Aussagekraft des Fertell-Tests hat Barratt mit den Proben von 129 Spermienspendern quantifiziert. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift «Human Reproduction» publiziert. Zunächst analysierte der Brite die Proben mit dem Fertell-Test. Zum Vergleich untersuchte er die Beweglichkeit der Spermien mit zwei etablierten Methoden. Die Resultate waren nahezu identisch.

Der Vorteil des Heimtests: Er gebe den Paaren frühzeitig einen Hinweis, ob es mit dem Kinderwunsch klappen kann, sagt Barratt. «Das kann ein grosser Vorteil sein.» Derzeit lautet die Empfehlung meist: Wenn die Frau nach einem Jahr nicht schwanger ist, sollte ein Arzt konsultiert werden. Bei älteren Paaren sei das kostbare Zeit, die ungenutzt verstreicht, so Barrat.

Der Fertell-Test ist in Grossbritannien ohne Rezept zu haben. Die Drogeriekette Boots bietet ihn im Kombipack mit einem Fruchtbarkeitstest für Frauen für knapp 180 Franken im Internet an (www.boots.com).

Ziemlich teuer sei das, findet Christian De Geyter, Reproduktionsmediziner am Basler Uni-Spital. «Wir machen für denselben Preis ein Spermiogramm.» Es liefere weitaus mehr Infos als der neue Test. So wird in einem Spermiogramm auch die Gestalt der Keimzellen beurteilt. «Der Fertell-Test zeigt nur, ob es agile Spermien gibt oder nicht», so De Geyter.


Quelle
http://www.sonntagszeitung.ch


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