«Schweizer» Merlot aus Südafrika


Ingrid und Luca Bein haben im südafrikanischen Stellenbosch eine neue Heimat gefunden

Schon seit Jahren findet immer mehr Wein aus Südafrika den Weg in die Gestelle der hiesigen Läden. Ein Augenschein in Stellenbosch, Südafrikas Weinzentrum.

von rené mehrmann

Das Haus strahlt frisch geweisselt in der gleissenden Frühlingssonne Südafrikas. Es ist der ganze Stolz von Ingrid und Luca Bein, einem Schweizer Einwanderer-Ehepaar aus dem Kanton Basel-Landschaft. Die Beins haben sich mit dem Kauf des Rebguts «Petrus Place» im Herzen von Stellenbosch, der führenden südafrikanischen Weinregion, einen Lebenstraum erfüllt.
1996 fingen sie an, ihr kleines Weingut aufzubauen, immer mit dem Ziel vor Augen, einen erstklassigen Tropfen zu produzieren. Und das Tierarzt-Paar aus der Schweiz verfolgte sein Ziel von Anfang an mit Gradlinigkeit und Passion. Ingrid und Luca Bein wollten es nämlich wissenschaftlich genau wissen und studierten an der Universität von Stellenbosch Weinbau. Vier Jahre später und mit einem Bachelor in Science (Weinbau und Weinkunde) in der Tasche, machten sich die Beins daran, ihren ersten Wein zu produzieren. Die ersten Fässer konnten sie im Jahr 2002 einkellern.

Wenig, dafür gute Qualität

Beins achten bei der Ernte ihrer Trauben auf besonders schonende Behandlung des Rebguts. Gelagert wird der noch junge Rebensaft aus Merlottrauben mit einem Schuss Cabernet Sauvignon für ein Jahr im Barrique. Dann wird er in Flaschen gezogen, um ein weiteres Jahr darin zu reifen, bevor der Wein in den Verkauf gelangt.
Gute Erfolge konnten Ingrid und Luca Bein bereits mit ihrem 2002-er verbuchen. Unter den Auszeichnungen sind eine Goldmedaille an der Weinmesse Basel 2004 und eine Silbermedaille an der Classic Wine Trophy im November 2003 in Südafrika. Vielversprechend entwickelt sich auch der Jahrgang 2003. In der Bibel der südafrikanischen Weine, dem John Platter South African Wine Guide, wurde Beins Merlot 2003 mit vier von fünf Punkten bewertet. Diese Auszeichnungen beweisen Ingrid und Luca Bein, dass sie auf dem richtigen Weg sind mit ihrem kleinen und feinen Weingut.

Zeugen aus der Gründerzeit

Wein ist im Gebiet von Stellenbosch, dass praktisch vor den Toren Kapstadts beginnt, allgegenwärtig. Fast kein Hügel auf dem keine Reben wachsen, überall ducken sich Häuser im kap-holländischen Stil in der Landschaft, kleine Weingüter und riesige Produktionsbetriebe wechseln sich ab.
Ein besonderes Bijou inmitten dieses Weingebiets ist die Stadt Stellenbosch. An fast jeder Strassenecke sind die Zeugen aus der Gründerzeit der Stadt, die aus einer Kolonie von europäischen Siedlern entstand, noch sichtbar. Seinen Namen hat der Ort vom damaligen Oberbefehlshaber am Kap, Simon van der Stel, der mit seinen Truppen 1679 an dieser Stelle campierte. Die Europäer merkten schnell, welch fruchtbares Land sie entdeckt hatten, und die frühen Siedler wurden dazu ermuntert, Früchte und Gemüse zu pflanzen. Dieses diente dazu, die Schiffe der Vereinigten Ostindischen Compagnie (V.O.C.) zu versorgen, die auf dem Weg aus den Niederlanden nach Indien am Kap der Guten Hoffnung neue Vorräte für die Reise an Bord nahmen.

Wein statt Früchte und Gemüse

Heute ist Stellenbosch kein Zentrum des Früchte- und Gemüseanbaus mehr, dafür das Zentrum der Weinregion und zugleich Universitätsstadt. Das beschert dem Stadtzentrum ein jugendliches Flair inmitten all der geschichtsträchtigen Gebäude, welche heute vor allem Boutiquen Platz bieten. Die Samstagabende verbringen die Jugendlichen aber gleich wie überall in den westlichen Ländern – biertrinkend und flirtend in Bars mit lauter Musik und blitzenden Lichtern.
Unterkunft findet der Reisende in Stellenbosch und Umgebung entweder in kleinen Hotels, Gästehäusern oder auf einem der unzähligen Weingüter. Wer ein Stadthotel im Zentrum von Stellenbosch bevorzugt, dem sei das «Stellenbosch Hotel» mit seinem wunderschönen, offenen Innenhof empfohlen. Einige der Zimmer haben direkten Zugang zu diesem Innenhof. Und in einem der vielen Restaurants in der Stadt lässt es sich vorzüglich dinieren, selbstverständlich mit einem Glas einheimischen Weins dazu.

Südafrikas «Mutterstadt»

Am Anfang jeder Reise ins südafrikanische Weinland um Stellenbosch steht Kapstadt. Schon der Name erinnert an das Kap der Guten Hoffnung, an unerschrockene Seefahrer, die Meer und Stürmen trotzten, um neue Länder zu entdecken. Zwar kannten die europäischen Seefahrer das Land am Kap der Guten Hoffnung bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts – die beiden Portugiesen Diego Cão und Bartolomeu Diaz segelten 1485 respektive 1487 bis zur südafrikanischen Küste -, doch erst 1652, als Jan van Riebeeck in der Tafelbucht landete und eine Versorgungsstation für die Vereinigte Ostindische Compagnie, einer gemeinsamen Handelsfirma von 17 niederländischen Kaufleuten, baute, wurden die ersten Europäer ansässig. Sie waren die Vorfahren der heute noch in Südafrika lebenden Buren. 1685 flüchteten 200 Hugenotten aus Frankreich in die Kapregion, sie führten den Weinbau im Gebiet ein.
Kapstadt gilt denn auch als die «Mutterstadt» Südafrikas, eingebettet zwischen Atlantischem Ozean und dem Tafelberg. Von ihm hat man eine grandiose Sicht auf die Stadt und deren Umgebung. Es empfiehlt sich jedoch, die Fahrt zum Tafelberg früh am Morgen in Angriff zu nehmen. Häufig setzt sich der Berg nämlich um die Mittagszeit einen Hut aus Wolken auf und anstatt einer grandiosen Fernsicht blickt der Besucher auf eine undurchdringliche Nebelwand.

Ein sicheres Pflaster

Im Gegensatz zu Johannesburg gilt Kapstadt als relativ sicheres Pflaster. Trotzdem empfiehlt es sich bei Stadttouren, Wertsachen nicht unnötig zur Schau zu stellen und nachts schlecht beleuchtete Quartierstrassen zu meiden. Vorzüglich zum Souvenirkauf eignet sich der tägliche Markt am Greenmarket Square. Händler bieten hier Handwerkskunst und Gebrauchsgegenstände für den Alltag aus allen Regionen Afrikas an. Beliebt sowohl bei Touristen als auch bei Einheimischen ist die Victoria & Alfred Waterfront, ein Komplex am Hafen von Kapstadt mit Hotels, Restaurants, unzähligen Boutiquen und einer Open-Air-Bühne. Die Victoria & Alfred Waterfront gilt denn auch in der Nacht als ein für Touristen sicheres Gebiet, wo man auch mal bis in die frühen Morgenstunden in einer Bar die Zeit vergessen kann.

Ab Dezember Nonstopflüge

rem.- Die beste Reisezeit für einen Abstecher nach Südafrika bietet sich im südafrikanischen Frühling und Sommer, also zwischen November und Februar. Ab 20. Dezember bis Ende Februar verbindet die zu Hotelplan gehörende Chartergesellschaft Belair wöchentlich Zürich mit Kapstadt mit einem Nonstopflug. Hotelplan bietet ausserdem verschiedene geführte und ungeführte Rundreisen durch die Western-Kap-Region und ganz Südafrika an.

Unterkünfte

Hotels in Kapstadt:
• «Best Western Cape Suites Hotel», Corner of De Villiers and Constitution Streets, Kapstadt, Telefon +27 21 461-0727, info@capesuites.co.za. Gutes Mittelklass-Hotel am Fusse des Tafelbergs
• «The Portswood Hotel», Kapstadt, Telefon +27 21 418-3281, portswood@legacyhotels.co.za. 5-Stern-Hotel direkt an der Victoria & Albert Waterfront.
Hotels in Stellenbosch:
• «Stellenbosch Hotel», Corner of Dorp and Andringa Streets, Stellenbosch, Telefon +27 21 887-3644, stb-hotel@mweb.co.za. Elegantes, kleines Stadthotel im kap-holländischen Baustil mit offenem Innenhof.
• «Caledon Villa Guest House», 7 Neethling Street, Stellenbosch, Telefon +27 21 883-8912, calvilla@iafrica.com. Die alte Villa aus der Zeit des englischen Königs Edward ist denkmalgeschützt und bietet den Gästen 14 Zimmer.

Besuch im Weingut

Gegen Voranmeldung kann das Weingut von Ingrid und Luca Bein besucht werden (Telefon +27 21 881-3025, lib@beinwine.com. Ihr Weingut liegt ganz in der Nähe des bekannten Weinguts Saxenburg. Die Weine der Beins werden in der Schweiz importiert durch Savinis AG, 4132 Muttenz, Tel. 061 461 32 37.


Quelle
http://www.suedostschweiz.ch


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